Tierschutz – Das Schwein

Anlässlich unseres wöchentlichen Männerabends erzähle ich meinem Freund, dem Biologen Thomas Belau, dass ich heute auf dem Weg zum Amtsgericht Gelsenkirchen-Buer an einem Schweinetransporter vorbeigefahren bin und mich ein Schwein freundlich durch die LKW-Planke angeschaut hat. Ich schaute freundlich zurück und hatte ein Schuldgefühl im Bauch, weil ich mehr wusste als das Schwein.  Eine Gedanke durchzuckte mich: Soll ich Vegetarier werden und die teuren Kochbücher  mit den vielen leckeren Fleischgerichten wegwerfen?

Thomas schüttelt den Kopf: “Ich habe kein Mitleid mit Schweinen, ausgenommen den armen! Schweine sind selbst Allesfresser. Sie fressen z.B. arme Mäuse. Im Übrigen bekommen Vegetarier auf Dauer geistige Mangelerscheinungen und noch mehr davon -mein lieber Gerd – kannst du nun wirklich nicht gebrauchen (Haha!).”

“Naja”, antworte ich, “ ein bisschen weniger tierisches Fett könnte dir jedenfalls nicht schaden, und deine Fleischesserei hat dich ebenfalls nicht vor geistigen Mangelerscheinungen geschützt. Vielleicht solltest du Vegetarier werden und zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen?”

“Ach”, kontert er. “Fliegen sind dir also scheißegal! Ziemlich inkonsequent für einen Tierliebhaber!”

“Ich finde, wir sollten dennoch Mitleid mit unseren Artgenossen haben!” beharre ich.

“Das sind keine Artgenossen!”,  belehrt mich Thomas.

“Warum”, frage ich als Nichtbiologe.

Thomas kehrt den Fachmann raus und erklärt mir, was Arten sind. Ich formuliere neu: “Dann sind es eben Lebensgenossen. Was ändert die Begrifflichkeit an meinem Schuldgefühl?”

Belau grinst : “Hast du auch Mitleid mit unseren pflanzlichen Lebensgenossen? Mitleid ist kein biologisches Prinzip.”

Mir kommen fleischfressende Pflanzen in den Sinn, und ich versuche Zeit zu gewinnen:

“Noch ein Bier, lieber Thomas?”

“Hopfen lebt! Her damit! Aber von mir aus, pflege dein Schuldgefühl. Jetzt haben wir soviel von deinem Schwein geredet, dass ich Hunger bekommen habe. Lass uns zu Mc´Fleisch fahren.”

Mmmh, ich schätze diese sensible und pragmatische Art meines Freundes, und irgendwie kommt heute keine seriöse Diskussion mehr zustande. Um irgendwohin zu fahren, sind wir allerdings mittlerweile beide zu betrunken.

In dem Bemühen, nicht klein beizugeben, lenke ich ebenfalls ein: “Ich würde jedenfalls einen Vegetarier-Cheeseburger – ohne tierischen Käse nehmen. So wie auf den Tiefkühlpizzen!”

“Lecker Pizza! Gute Idee! Hast du noch welche im Tiefkühlfach?”

“Klar! Salami oder Schinken?”

Rechtsanwalt Gerd Meister, Mönchengladbach


  • Alle
  • Beiträge
  • News
  • Stories
  • Tipps & Tricks

04/01/2024/

Es ist verrückt und – anders als im alten Griechenland oder der römischen Antike – heute kaum mehr vorstellbar. Da…

04/01/2024/

Selma ist 34 Jahre alt und verheiratet mit einem türkischen Landsmann. Beide waren noch Kinder, als sie mit ihren Familien…

04/01/2024/

Bei einer sachlich komplexen und juristisch schwierigen Betrugssache stand die Sockelverteidigung. Meine beiden Mitverteidiger (Kollege 1 und Kollege 2) und…

27/12/2023/

An dem Tag, als der Urgroßvater meines Freundes Arman starb, war seine Familie mit Trauern beschäftigt, und Arman fühlte sich…

Weitere Inhalte anzeigen

Ende der Inhalte